Mentale Gesundheit in der Pflege – ein Gespräch mit den Psychologinnen von Mentalea

Pflegekräfte leisten täglich Enormes – körperlich wie emotional. Mentale Gesundheit ist daher keine Nebensache, sondern Grundvoraussetzung, um langfristig mit Freude, Empathie und Professionalität im Beruf zu bleiben.
Die Psychologinnen Frieda Busch, Lu Elektra Steinhauer und Selina Wohlgemuth von Mentalea erklären, wie Pflegekräfte Warnsignale früh erkennen, sich gegenseitig stärken und mit kleinen Schritten zu mehr innerer Balance finden können.

Mentalea

Mit Mentalea haben Frieda Busch, Lu Elektra Steinhauer und Selina Wohlgemuth ein Angebot geschaffen, das psychologische Unterstützung schnell, flexibel und vertraulich ermöglicht – telefonisch oder online, auf Deutsch oder Englisch, ohne lange Wartezeiten und ortsunabhängig.

Es richtet sich an Menschen, die sich Entlastung und Orientierung wünschen, aber auf klassische Therapieangebote oft lange warten müssten. Mentalea versteht sich dabei als unkompliziertes, niedrigschwelliges und gut zugängliches psychologisches Hilfsangebot.

1. Was bedeutet mentale Gesundheit aus psychologischer Sicht?

Frieda Busch:
Mentale Gesundheit bedeutet, mit sich selbst und dem Umfeld im Gleichgewicht zu sein. Sie zeigt sich darin, wie wir mit Stress umgehen, Beziehungen gestalten und unsere eigenen Bedürfnisse wahrnehmen.
Sie umfasst emotionale Stabilität, Konzentrationsfähigkeit und soziale Verbundenheit – also die Fähigkeit, positive wie negative Gefühle anzunehmen, klar zu denken und sich selbst gut zu versorgen.

Wichtig ist: Mentale Gesundheit ist kein fixer Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess. Wie bei der körperlichen Gesundheit braucht sie Pflege und Aufmerksamkeit, um erhalten zu bleiben.

2. Wie können Unternehmen die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern?

Lu Elektra Steinhauer:
Eine Kultur der Offenheit ist der Schlüssel. Unternehmen sollten Strukturen schaffen, die psychische Gesundheit selbstverständlich machen – etwa regelmäßige Gespräche, Schulungen zu Stressmanagement oder den Zugang zu externer Beratung.

Führungskräfte haben dabei eine besondere Vorbildfunktion. Wenn sie achtsam kommunizieren, eigene Grenzen respektieren und für ihr Team ansprechbar sind, schaffen sie Vertrauen. Und genau dieses Vertrauen ist die Basis für mentale Stärke am Arbeitsplatz.

Miteinander und Wohlbefinden bei Linimed

Wie wichtig dieses Thema im Unternehmensalltag ist, zeigt auch das Engagement der Linimed Gruppe: Hier wird psychische Gesundheit als Teil einer gelebten Verantwortung verstanden – mit flachen Hierarchien, offenen Gesprächsangeboten und festen Ansprechpersonen, wie der psychischen Ersthelferin Josephine Barthel.

3. Welche kleinen Übungen helfen im Pflegealltag, um Stress abzubauen?

Selina Wohlgemuth:
Im hektischen Pflegealltag helfen oft schon kleine, bewusste Momente der Ruhe. Eine kurze Atemübung kann Stress abbauen, ebenso ein achtsamer Augenblick beim Kaffeetrinken oder Händewaschen. Wichtig ist, für einige Sekunden mit den Gedanken im Hier und Jetzt zu bleiben.

Auch ein Mini-Ritual am Schichtende wirkt entlastend – sich zu fragen: „Was lief heute gut?“ und „Was lasse ich hier?“.
Darüber hinaus:

  • Auf den Körper hören – Bewegung, Ruhe, ausreichend trinken.
  • Bewusst Pausen nehmen, selbst wenn sie kurz sind.
  • Und: Miteinander reden! Belastungen zu teilen, ist der erste Schritt zur Entlastung.

4. Warum ist der Austausch im Team so wichtig?

Frieda Busch:
Weil niemand alles allein tragen kann. Soziale Unterstützung im Team reduziert Stress, stärkt das Gefühl der Zugehörigkeit und hilft, Belastungen besser zu bewältigen. Kolleg*innen erkennen oft erste Anzeichen von Überlastung schneller als man selbst.

Eine gute Teamkultur lebt von ehrlicher Kommunikation. Sinnvoll sind:

  • regelmäßige Team-Meetings,
  • Supervisionen oder kollegiale Fallbesprechungen,
  • kleine Check-ins am Schichtbeginn oder Ende,
  • feste Ansprechpersonen für mentale Themen.

5. Woran erkennen Pflegekräfte Warnzeichen für psychische Belastung?

Lu Elektra Steinhauer:
Die ersten Anzeichen sind oft subtil: zunehmende Zerstreutheit, Rückzug, Reizbarkeit oder kleine Fehler, die sich häufen. Auch Schlafprobleme oder dauerhafte Erschöpfung können Hinweise sein.

Wichtig ist, diese Veränderungen wertfrei wahrzunehmen und das Gespräch zu suchen. Ein behutsames „Ich mache mir Sorgen um Dich“ kann viel bewirken. So kann Unterstützung früh einsetzen, bevor Belastung zur Überforderung wird.

6. Was hilft, wenn man merkt, dass alles zu viel wird?

Selina Wohlgemuth:
Der wichtigste Schritt ist, Überforderung ernst zu nehmen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe anzunehmen – im Gegenteil.
Hilfreich ist:

  • Nicht allein bleiben: Sprich mit einer vertrauten Person.
  • Kleine Schritte gehen: Ein erstes Gespräch mit Hausärzt*innen oder Beratungsstellen kann der Anfang sein.
  • Gemeinsam Lösungen suchen: Zu zweit fällt vieles leichter.
  • Frühzeitig handeln: Nicht warten, bis gar nichts mehr geht.

Schon ein einziges ehrliches Gespräch kann den Weg zur Entlastung ebnen.

7. Wie lässt sich langfristig Resilienz aufbauen?

Frieda Busch:
Resilienz – also psychische Widerstandskraft – entsteht nicht von heute auf morgen, sondern wächst durch bewusste Selbstfürsorge. Pflegekräfte können viel tun, um sich langfristig zu stärken:

  • Selbstreflexion & Achtsamkeit: kurze Check-ins mit sich selbst, Journaling oder Meditation helfen, Gefühle und Gedanken wahrzunehmen.
  • Gesunde Routinen: ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung und ausgewogene Ernährung fördern Stabilität.
  • Stressmanagement-Techniken: Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder bewusste Pausen im Alltag.
  • Realistische Zielsetzung: Perfektionismus loslassen, „Nein“ sagen lernen.
  • Soziale Beziehungen: Kontakte zu Freund:innen, Familie und Kolleg:innen pflegen – sie sind wichtige Stützen.
  • Stärkenfokus: Sich bewusst machen, was gut läuft, und Erfolge würdigen.

Resilienz bedeutet nicht, unverwundbar zu sein – sondern Wege zu kennen, wie man nach Belastungen wieder aufsteht.

8. Welche Rolle spielen Schlaf, Ernährung und Bewegung für die Psyche?

Lu Elektra Steinhauer:
Eine sehr große Rolle. Schlaf, Ernährung und Bewegung sind die Grundpfeiler mentaler Stabilität. Ausreichender Schlaf hilft, Stresshormone zu regulieren, eine ausgewogene Ernährung versorgt das Gehirn mit Energie und Bewegung setzt Glückshormone frei.

Gerade in der Pflege – mit unregelmäßigen Schichten und körperlicher Anstrengung – wirkt dieser Dreiklang wie ein Schutzschild für die Psyche.

HINWEIS

Wenn Du Dich belastet fühlst oder einfach jemanden zum Reden brauchst, findest Du am Ende des Artikels eine Übersicht mit vertraulichen Anlaufstellen – von unserer psychischen Ersthelferin Josephine Barthel bis hin zu professioneller Online-Beratung durch Mentalea.

Mentalea – psychologische Hilfe ohne Hürden

Mit Mentalea haben Frieda Busch, Lu Elektra Steinhauer und Selina Wohlgemuth ein Angebot geschaffen, das psychologische Unterstützung schnell, flexibel und vertraulich ermöglicht – telefonisch oder online, auf Deutsch oder Englisch, ohne lange Wartezeiten und ortsunabhängig.

Auf einen Blick:

  • Gründung: Juli 2024
  • Mission: Psychologische Hilfe unkompliziert und niedrigschwellig zugänglich machen
  • Schwerpunkte: Stress, Trauer, Überforderung, Konflikte, Neuorientierung
  • Zielgruppe: Alle, die auf nicht-klinischem Weg Unterstützung suchen

Du brauchst Hilfe?

Psychische Gesundheit geht uns alle an – und niemand muss mit belastenden Gedanken allein bleiben. Wenn Du Unterstützung brauchst, wende Dich vertrauensvoll an:

  • Ansprechpartner:innen vor Ort, z. B. unsere Ersthelferin Josephine Barthel
  • Hausärzt:innen – oft der erste Schritt zu weiterführender Hilfe
  • Psychologische Beratungsstellen
  • Suchtberatungsstellen, wenn es um Abhängigkeit oder riskanten Konsum geht
  • Telefonseelsorge – rund um die Uhr erreichbar unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (kostenfrei & anonym)
  • Online-Beratung durch Mentalea – Terminanfrage per Mail an team@mentalea.de oder telefonisch unter 03641 / 331350

Sprich drüber – Hilfe ist da.