COPD – Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung
Etwa sieben Millionen Menschen leiden in Deutschland unter der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, kurz: COPD. Das bedeutet, jeder achte über 40-Jährige ist von der Krankheit betroffen. Die Dunkelziffer soll sogar viel höher liegen. Damit tritt COPD viel häufiger auf als beispielsweise Diabetes – jedoch ist über die Lungenerkrankung, die mittlerweile zu den Volkskrankheiten zählt, viel weniger bekannt. Dabei wird COPD, nach jüngsten Schätzungen der WHO, bis zum Jahr 2030 die weltweit dritthäufigste erkrankungsbedingte Todesursache sein. Aufklärung über COPD ist daher dringend notwendig.
Was genau ist COPD? Und was sind die Symptome?
COPD ist eine fortschreitende chronische Krankheit der Lunge, bei der sich die Atemwege immer mehr verengen. Die drei typischen Symptome der Erkrankung können mit dem Kürzel „AHA“ zusammengefasst werden:
- Atemnot
- Husten
- Auswurf
Typisch für die Erkrankung ist ein schleichender Verlauf. Die ersten Anzeichen steigern sich über Jahre hinweg zu ausgeprägten Beschwerden. Gemeinsam treten die Symptome erst im Verlauf der COPD auf.
In der Regel tritt zuerst Husten auf, der bald chronisch wird und vor allem frühmorgens am schlimmsten ist. Begleitet wird der Husten schon bald von einem zähflüssigen Auswurf, der eine helle bis bräunliche Färbung aufweist. Irgendwann kommt die Atemnot hinzu. Anfangs spürt man die Enge in der Brust nur bei körperlichen Belastungen, später auch im Ruhezustand.
Mediziner teilen den Schweregrad einer COPD-Erkrankung in vier Stufen ein (GOLD I-IV). Bestimmt wird dieser durch einen Lungenfunktionstest, der angibt, wie eingeschränkt das Organ arbeitet.
Die Stadien bei COPD – Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung
Stadium GOLD I – Leichte COPD
- Lungenfunktion: Mehr als 80 % des altersgemäßen Sollwertes.
- Symptome: Leichter chronischer Husten, möglicherweise mit Auswurf. Die Atemnot tritt in der Regel nur bei erheblicher körperlicher Belastung auf.
- Diagnose: Viele Betroffene bemerken die Krankheit in diesem Stadium nicht, da die Symptome mild und unspezifisch sind. Ein Lungenfunktionstest ist entscheidend für die Diagnose.
Stadium GOLD II – Mittelschwere COPD
- Lungenfunktion: Zwischen 50 % und 79 % des Sollwertes.
- Symptome: Häufiger Husten mit zähflüssigem Auswurf, Atemnot bei mäßiger körperlicher Anstrengung.
- Diagnose: Die Symptome werden stärker wahrnehmbar und beeinträchtigen den Alltag der Betroffenen. Ein Lungenfunktionstest zeigt eine deutliche Einschränkung.
Stadium GOLD III – Schwere COPD
- Lungenfunktion: Zwischen 30 % und 49 % des Sollwertes.
- Symptome: Schwerwiegende Atemnot, auch bei geringer körperlicher Anstrengung. Der Husten und der Auswurf nehmen zu, und es treten häufige Atemwegsinfektionen auf.
- Diagnose: Die Einschränkungen der Lebensqualität sind deutlich spürbar. Patienten benötigen oft regelmäßige medizinische Betreuung und möglicherweise medikamentöse Unterstützung.
Stadium GOLD IV – Sehr schwere COPD
- Lungenfunktion: Weniger als 30 % des Sollwertes.
- Symptome: Atemnot auch im Ruhezustand, stark eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit. Patienten sind oft auf Sauerstofftherapie oder mechanische Beatmung angewiesen. Begleiterkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Lungenentzündungen treten häufig auf.
- Diagnose: In diesem Stadium ist die Lebensqualität stark eingeschränkt, und intensive medizinische Betreuung ist notwendig. Die Sterblichkeitsrate ist hoch.
Begleiterkrankungen und Komplikationen
Im Verlauf der COPD können verschiedene Begleiterkrankungen auftreten, darunter:
- Lungenentzündungen: Erhöhtes Risiko für Infektionen der Atemwege.
- Herzerkrankungen: Aufgrund der zusätzlichen Belastung des Herz-Kreislauf-Systems.
- Bluthochdruck: Insbesondere pulmonale Hypertonie (hoher Blutdruck in den Lungenarterien).
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust: Durch Atembeschwerden und allgemeine Schwäche.
- Müdigkeit: Ständige Erschöpfung durch den erhöhten Energieaufwand beim Atmen.
- Psychische Belastungen: Angstzustände und Depressionen sind häufige Begleiter der COPD.
- Muskel- und Knochenschwund: Durch mangelnde Bewegung und Nährstoffmangel.
- Diabetes Typ 2: Erhöhtes Risiko durch Entzündungsprozesse im Körper.
Eine Früherkennung der Erkrankung ist für deren Entwicklung immens wichtig. Denn: Je früher man COPD diagnostiziert, desto früher kann man gegen die Symptome vorgehen und den Krankheitsverlauf mildern bzw. verhindern, dass neue Symptome entstehen.
Ursachen und Risikofaktoren der COPD
Die Gründe an COPD zu erkranken bzw. die Faktoren, die eine Entzündung der Lunge auslösen, sind vielfältig. Dazu zählen:
- eine genetische Veranlagung
- Infektionen der Atemwege in der Kindheit
- Frühgeburt
- ein angeborener Mangel am Enzym Alpha-1-Antitrypsin (fehlt AAT, sind die eiweißabbauenden Enzyme übermäßig aktiv und schädigen die Lunge)
- langjähriges Einatmen von Staub (z.B. im Bergbau, beim Umgang mit Getreide oder Mineralfasern) oder von Luftschadstoffen
- Und: das Rauchen!!!
Regelmäßiger Tabakkonsum ist DER Hauptrisikofaktor für eine COPD. Das sieht man auch daran, dass 80 bis 90 Prozent der Erkrankten Raucher sind bzw. in der Vergangenheit geraucht haben oder über Jahre hinweg Passiv-Raucher waren. Laut den Angaben der European Respiratory Society erkranken etwa 50 Prozent aller lebenslangen Raucher an COPD, unter den Nichtrauchern sind es nur 10 Prozent. Fakt ist: Wer regelmäßig raucht, beschleunigt den normalen, altersgemäßen Abbau der Lungenfunktion erheblich.
Wer also über 40 ist, raucht und unter anhaltendem Husten leidet, sollte sich unbedingt auf COPD untersuchen lassen und sich dabei einem Lungenfunktionstest sowie weiteren Untersuchungen unterziehen.
Therapiemöglichkeiten bei COPD
Auch wenn die weltweite Forschung sich bemüht, ein wirksames Mittel gegen COPD zu finden, ist das bislang nicht gelungen. Das bedeutet: Eine COPD ist nicht heilbar. Das oberste Ziel einer COPD-Therapie ist daher, die Symptome möglichst gering zu halten, um das Fortschreiten der Erkrankung zu entschleunigen, die körperliche Belastbarkeit und den Allgemeinzustand der Betroffenen möglichst lange auf einem soliden Niveau zu halten und Begleiterkrankungen zu vermeiden.
Um das zu erreichen, stehen dem COPD-Patienten nicht-medikamentöse und / oder medikamentöse Therapieformen zur Verfügung, die der behandelnde Arzt kontrolliert einsetzt.
Die allerwichtigste Maßnahme, die allen Behandlungsmaßnahmen jedoch zugrunde liegt, ist ein kompletter und absoluter Rauchstopp! COPD-Patienten, die weiter rauchen, werden selbst mit einer Therapie ihre Beschwerden nicht lindern. Im Gegenteil: Sie verlieren pro Jahr etwa doppelt so viel ihrer Lungenfunktion, verglichen mit Betroffenen, die mit dem Rauchen aufgehört haben.
Nicht-medikamentöse Therapiemöglichkeiten:
- Atem- und Physiotherapie: Bestimmte Atemübungen und Atemgymnastik können dazu beitragen, Fehlatmungen zu beheben, die Lunge besser zu belüften und den Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege anzuregen. Beispielsweise fördern Recken und Strecken oder Singen die bessere Belüftung der Atemwege.
- Hustentherapie: Eine effektive Hustentechnik kann dabei helfen, den Schleim aus den Bronchien zu lösen und abzuhusten.
- Körperliche Aktivität: Für COPD-Patienten ist es extrem wichtig, sich regelmäßig zu bewegen – selbst wenn die Aktivität durch die eingeschränkte Atemfunktion sehr schwer fällt. Es muss kein Hochleistungssport sein: Spazier- oder Gassigänge, der Weg zum Einkauf oder leichte Gartenarbeit sind da schon völlig ausreichend. Die Bewegung muss nur regelmäßig stattfinden, denn: Wer regelmäßig aktiv ist, kann den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen. Die Atemmuskulatur wird erhalten oder sogar gestärkt, Betroffene müssen seltener ins Krankenhaus und die Sterblichkeit verringert sich.
Medikamentöse Therapieformen:
Je nach Schweregrad der Erkrankung können neben der nicht-medikamentösen Therapie verschiedene Medikamente bei einer COPD zum Einsatz kommen. Wichtig: Jede Medikamenteneinnahme muss mit dem behandelnden Arzt abgestimmt sein.
- Bronchialerweiternde Medikamente: Sie bilden die Basis der COPD-Therapie. Sie erweitern die Atemwege und reduzieren so den Husten und die Atemnot.
- Schleimlösende Medikamente: Schleimlöser können dabei helfen, festsitzendes Sekret zu verflüssigen und so nach Abhusten die Atemwege wieder durchgängiger zu machen.
- Entzündungshemmende Medikamente: Inhalatives Kortison (kurz: ICS) hemmt die entzündlichen Prozesse in den Atemwegen. Es wird meist bei einem fortgeschrittenen COPD-Schweregrad eingesetzt.
Wann wird eine Intensivpflege bei COPD-Patienten notwendig?
In der Regel wird ein COPD-Patient im vierten und letzten Stadium der Erkrankung zum Pflegefall, der intensivmedizinisch betreut werden muss. Das ist dann der Fall, wenn er nicht mehr in der Lage ist, ganz oder teilweise selbstständig zu atmen und er auf eine Sauerstofftherapie oder eine Heimbeatmung angewiesen ist.
Im Fokus der Intensivpflege, die zuhause oder in intensivmedizinisch ausgerichteten Einrichtungen erfolgen kann, steht die Kontrolle und Überwachung der ärztlich verordneten Beatmungszeiten, -modi und -parameter, der Sauerstoffdosierungen, die regelmäßige (Unterstützung bei) Einnahme der Medikamente und die Versorgung der Begleiterkrankungen. Entscheidend ist, dass das Pflegepersonal mit der Erkrankung COPD vertraut ist und über genügend Erfahrungen verfügt, was die Behandlungsmethoden betrifft.
Welche Chance bietet eine Lungentransplantation?
Tatsächlich ist eine COPD der häufigste Grund für eine Lungentransplantation. Pro Jahr unterziehen sich etwa 60 COPD-Patienten in Deutschland einem solchen Eingriff. Diese Operation kann in vielen Fällen das Leben der Betroffenen verlängern und die Lebensqualität verbessern. Ein gutes Beispiel dafür ist der Sänger Roland Kaiser, der auch an COPD litt und sich 2010 einer Lungentransplantation unterzog. Allerdings überleben nur etwa 80 Prozent der Transplantierten das erste Jahr nach der OP, nach fünf Jahren sind es etwas über 50 Prozent.
Der Eingriff ist sehr riskant und kommt nur dann in Frage, wenn alle anderen COPD-Therapie-Maßnahmen (Langzeit-Sauerstofftherapie, Heimbeatmung usw) ausgeschöpft sind und die Lebenserwartung des Betroffenen deutlich eingeschränkt ist. Auf eine neue Lunge müssen Patienten jedoch meist etwa zwei Jahre warten. Und nicht jeder COPD-Patient erfüllt die strengen Anforderungen, um auf die Warteliste für eine Spenderlunge zu kommen. Ganz wichtig: Der potentielle Empfänger muss seit mindestens sechs Monaten rauchfrei sein. Übergewicht, Herzerkrankungen, Niereninsuffizienz, ein Alter über 65 Jahren sind leider Ausschlusskriterien.
Die Transplantation kommt damit nicht für alle COPD-Patienten in Frage, weil der Eingriff für einige lebensbedrohlich ist und die Chancen auf vollständige Heilung relativ unwahrscheinlich sind. Eine Lungentransplantation sollte deshalb nicht als Allheilmittel betrachtet werden. Experten raten Betroffenen daher eher dazu, die Diagnose COPD zu akzeptieren und richtig und umsichtig damit umzugehen.